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1969 Brandversuchsraum

 

Die Abklärung, wie Brände entstehen und sich ausbreiten, welche Materialien besonders brandgefährdet sind, innerhalb welcher Zeit mit einer erfolgreichen Brandbekämpfung gerechnet werden kann und ähnliche Fragen in diesem Zusammenhang sind in zunehmendem Masse Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen. Um die Eignung verschiedener Brandmelder für unterschiedliche Brandarten erproben und demonstrieren zu können, wurde in unserem Neubau ein Brandversuchsraum eingerichtet. Durch eine sinnvolle Bauweise und durch die Installation geeigneter Löschmittel ist es uns gestattet, in diesem Raum mit Bränden bis zu einer gewissen Grösse gefahrlos zu experimentieren.

In Europa ist die technische Hochschule Aachen in Deutschland das Zentrum für diese Forschung, an welcher neben den Feuerversicherungsgesellschaften und Brandverhütungsdiensten natürlich in erster Linie die Hersteller von Brandmeldeanlagen interessiert sind. Die Securiton hat sich die aus den modernen Untersuchungen resultierende Erkenntnis für ihr Brandmelderprogramm zu eigen gemacht: den schlechthin besten Brandmelder gibt es nicht, sondern es kommt darauf an, den richtigen Melder am richtigen Ort zur Verfügung zu haben. Bei einem langsam um sich greifenden Schwelbrand wird zum Beispiel ein Rauchmelder einem thermischen Melder überlegen sein, da der Wärmeanstieg, wenigstens in der ersten Phase, nur gering, jedoch die Rauchentwicklung bereits beträchtlich ist. Ein Alkoholbrand dagegen verläuft praktisch rauchlos, erzeugt aber grosse Temperaturanstiege. Hier wird also nur der thermische Melder in Frage kommen.

Um die Eignung verschiedener Brandmelder für unterschiedliche Brandarten erproben und demonstrieren zu können, wurde in unserem Neubau ein Brandversuchsraum eingerichtet. Durch eine sinnvolle Bauweise und durch die Installation geeigneter Löschmittel ist es uns gestattet, in diesem Raum mit Bränden bis zu einer gewissen Grösse gefahrlos zu experimentieren. Im Versuchsraum, der je 6 m lang und breit und etwa 3 m hoch ist, sind an sechs Stellen je zwei Pyrotector-Rauchmelder und Differentialmelder mitunterschiedlicher Empfindlichkeit montiert. Alle Melder sind einzeln auf ein Registriergerät geschaltet, an dem abgelesen werden kann, welche Melder Alarm ausgelöst haben und welche Zeit (auf Sekunden genau) seit dem Entzünden des Feuers bis zur Alarmauslösung verstrichen ist. Parallel dazu kann kontinuierlich für jede Messstelle die Entwicklung der Brandkenngrössen registriert werden (z. B. Temperatur und Rauchkonzentration usw.).

Um die experimentierenden Personen und weitere Zuschauer vor Rauch und Brandgasen zu schützen, sind sämtliche Registrier- und Bedienungsgeräte ausserhalb des eigentlichen Versuchsraumes angebracht, von wo aber durch ein grosses bruch- und hitzebeständiges Fenster die Entwicklung des Brandes beobachtet werden kann. Damit nach einem Versuch rasch wieder normale Ausgangsverhältnisse geschaffen werden können, ist eine ausserordentlich leistungsfähige Entlüftungsanlage eingebaut. In der Praxis behindern oft Unterzüge ein regelmässiges Ausbreiten von Wärme und Rauch an einer Decke, was natürlich auch einen Einfluss auf die Funktion der Brandmelder hat. Auch solche Bedingungen können im Versuchsraum durch den Einbau von 50 cm hohen Attrappen simuliert werden.

Es wurde schon früh erkannt, dass Versuche, die von verschiedenen Institutionen und von verschiedenen Firmen durchgeführt werden, erheblich an Wert gewinnen, wenn sie untereinander verglichen werden können. Soll dies geschehen, müssen jedoch die Bedingungen, unter denen die Experimente durchgeführt werden, die gleichen sein. Die technische Hochschule Aachen hat deshalb für Versuche mit Brandmeldern genaue Normen aufgestellt, die sich vor allem auf die Art des Feuers beziehen. Ein Versuchsbrand Holz wird zum Beispiel mit einem Kilogramm Holz in Scheitchen von 25 cm Länge, 2 cm Breite und 1 cm Dicke durchgeführt. Beim Versuch Schwelbrand werden 250 g solcher Scheite durch eine Heizplatte von 1800 Watt erhitzt. Ein Aktenbrand wird mit drei Bundesordnern, enthaltend 5,5 kg Papier, entzündet durch einen Heizofen von 1,2 kW in 8 cm Distanz, demonstriert. Für einen Alkoholbrand werden 200 cm' Alkohol in einer Schale von 20x20x5 cm entzündet. Weitere Normen bestehen für eine Vielzahl von Brandarten, wie zum Beispiel Kabelbrand, Papierkorbbrand, Baumwollbrand, Autobenzin usw.

Abschliessend möchten wir unterstreichen, dass die Versuche nur dann gerechtfertigt sind, wenn die Melder genauso eingestellt sind, wie sie dies auch in der Praxis beim Kunden sein müssen. Es ist natürlich sinnlos, «Demonstrationen» mit so sensibel eingestellten Meldern durchzuführen, wie sie in der Praxis der Fehlalarmquote wegen gar nicht in Frage kommen. Ob all den zum Teil sehr beeindruckenden kurzen Ansprechzeiten der Melder ist nicht ausser acht zu lassen, dass entscheidender als die hier in Kauf zu nehmenden Sekundenunterschiede eine direkte Alarmierung der Feuerwehr ist. Denn für die Löschung eines Brandes ist ja nicht die möglichst rasche Alarmierung, sondern das rasche Eintreffen der Feuerwehr am Brandort entscheidend!

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